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German Pills 96
ECSTASY - PILLEN
Analysen und Werte qualitativ und quantitativ
Herausgeber:
EVE & RAVE e.V. Berlin
Verein zur Förderuog der Party- und Technokultur
und Minderung der Drogenproblematik
PSF5
D-10039 Berlin
Vorbemerkung:
Unter dem Namen "Ecstasy" werden heute alle möglichen Substanzen
auf dem Schwarzmarkt angeboten. Jegliches Risiko in Hinblick auf"Ecstasy"
kann man nur ausschalten, wenn man auf den Gebrauch verzichtet.
Aufgrund unabwägbarer gesundheitlicher Risiken wird Personen, die Psychopharmaka
oder MAO-Hemmer einnehmen, wie auch Personen, die u.a. unter Zuckerkrankheit,
Asthma, Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, Leberschädigung
oder Epilepsie leiden, dringend vom Gebrauch von "Ecstasy" abgeraten.
Eine erhöhte Gefährdung besteht auch für psychisch labile
und anfallige Personen.
Die angegebenen Analysewerte stammen von verschiedenen deutschen Untersuchungslabors.
Die Liste enthält Testergebnisse von in Berlin im Umlauf befindlichen
Pillen oder Kapseln, die vorwiegend aus der Technoszene stammen. Die Liste
ist somit nicht repräsentativ für die Si tuation in Berlin insgesamt,
noch weniger für die Situation in der übrigen Bundesrepublik.
Die Proben wurden in der Zeit von Februar 1995 bis Januar 1996 analysiert.
Es kann niemals mit Sicherheit gesagt werden, ob nun eine gleich aussehende
Pille auch den hier aufgeführten Wirkstoff enthält, da manchmal
von bestimmten Pillen schlechte Nachahmungen (Plagiate) hergestellt werden.
Auch kann sich die Zusammensetzung und die Dosis von Charge zu Charge verändern.
Diese Liste hat insofern einen rein informativen Charakter und ist für
die Risikoabschätzung zukünftiger "Experimente" ungeeignet
und kommt keinenfalls einer Garantie- oder Unbedenklichkeitsbescheinigung
für risikolosen Konsum gleich!
EVE & RAVE
Information Drug-Checking Februar 1996 - Ecstasygesamtliste 01/1996
Angaben zu den einzelnen Pillen- und Kapselproben
(1) Name
Handelsüblicher Name der Pille. "No Name" heißt,
daß die Pille keine Prägung hat und unter verschiedenen Namen
wie "No Name", "Classics" oder "White" angeboten
wurde.
(2) Dicke (3) Durchmesser
Die Angaben bezüglich Dicke und Durchmesser sind in Millimeter
ausgedruckt. Da viele Pillen, bevor sie zur Untersuchung abgegeben wurden,
oft über längere Zeit unsachgemäß aufgehoben und transportiert
wurden und somit beschädigt waren, sind die genauen Maße manchmal
schwer eruierbar. Darum steht jeweils vor der Millimeterangabe stets das
ca. (circa), was soviel bedeutet, daß die Werte auf den nächsten
ganzen Millimeter gerundet sind wobei in seltenen Fällen die Angabe
um einen Millimeter zu klein sein kann.
(4) */* = Pille mit Bruchrille (pill with score line)
Ist das Zeichen */* abgedruckt, dann hat die Pille eine Bruchrille,
fehlt das Zeichen, dann hat die Pille keine Bruchrille.
(5) Prägung (6) Farbe der Pille
Unter Prägung versteht man das Symbol oder das Bild, das zur Erkennung
und Zierde in die Pille eingeprägt ist. Der Name des Symbols ist oft
identisch mit dem Namen der Pille. Hat die Pille keine Prägung, ist
hinter dem Wort "Prägung:" ein Strich gedruckt. Unter (6)
ist die Farbe der Pille angegeben, ist die Pille mehrfarbig oder gesprenkelt,
ist dies ebenfalls angemerkt.
(7) <N,n% = herstellungsbedingte Verunreinigungen
Die Angaben in % beziehen sich auf den Wirkstoffanteil der Pille, nicht
auf das Gesamtgewicht. Diese Verunreinigungen rühren von der Synthese
her.(Verunreinigungen bis 0,1% = kaum verunreinigt; von 0,1% bis 0,5% =
wenig verunreinigt; von 0,5% bis 1,0%: verunreinig über 1,0%: stark
verunreinigt.
(8) Gesamtgewicht (9) Wirkstoff(e) ~ Siehe am Schluß der Liste
Das Gesamtgewicht der Pillen wird in Milligramm angegeben, wie auch
die Gewichtsanteile der Wirkstoffe. Die Differenz vom Gesamtgewicht der
Tablette und dem Gewicht der Wirkstoffmenge ist durch die zum Pressen üblichen
Zusätze bedingt. Diese Füll- und Bindemittel haben keine eigene
medizinische oder toxische Wirkung.
- (1)Name
(4) */*
(7) < N,n%
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- (2) Dicke: (Thickness)
- (5) Prägung: (Logo)
- (8) Gesamtgewicht: (Total weight)
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- (3) Durchmesser: (diameter)
- (6) Farbe: (colour)
- (9) Wirkstoff(e): (active ingredients)
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Zu den festgestellten Wirkstoffen sind folgende Angaben zu machen:
Amphetamin:
- Btm, Psychostimulans,
- Einzeldosis bis zu 50 mg
- Wirkungsdauer: 4 bis 6 Stunden
Ascorbinsäure:
- Vitamin"C"
- Einzeldosis bis zu 1000 mg = 1 Gramm
- BDMPEA: Btm, 2C-B = 4-Bromo-2,5-dimetoxyphenethylamin, Psychostimulans
mit leicht halluzinogener und stark aphrodisierender Wirkung
- Einzeldosis zwischen 10 mg bis 25 mg
- Wirkungsdauer: 4 bis 8 Stunden
Chinin:
- Getränkezusatz und Medikament gegen Protozoen (Malaria)
- Einzeldosis bis zu 250 mg
Coffein:
- Medikament gegen Ermüdungserscheinungen
- Einzeldosis bis zu 200 mg
DOB:
- Btm, 2,5-Dimethoxy-4-bromamphetamin, starkes Halluzinogen
- Einzeldosis zwischen 1 mg bis 3 mg
- Wirkungsdauer: 18 bis 30 Stunden
Ephedrin:
- Btm, Psychostimulans
- Einzeldosis bis zu 50 mg
- Wirkungsdauer: 4 bis 6 Stunden
- Psychostimulans mit stark entaktogener Wirkung
- Einzeldosis zwischen 150 mg und 200 mg
- Wirkungsdauer: 4 bis 6 Stunden
MBDB:
- Btm, N-Methyl-1-(1,3-benzodioxol-Syl)-2-butylamin
- Psychostimulans mit stark entaktogener Wirkung
- Einzeldosis zwischen 100 mg und 200 mg
- Wirkungsdauer: 3 bis 5 Stunden
MDA:
- Btm, 3,4-Methylendioxyamphetamin, Psychostimulans mit halluzinogener
und entaktogener Wirkung
- Einzeldosis zwischen 80 mg und 160 mg
- Wirkungsdauer: 8 bis 12 Stunden
MDE (MDEA):
- Btm, Methylendioxyethylamphetamin, Psychostimulans mit schwach halluzinogener
und stark entaktogener Wirkung
- Einzeldosis zwischen 100 mg und 200 mg
- Wirkungsdauer: 3 bis 5 Stunden
MDMA:
- Btm, 3,4-Methylendioxymethylamphetamin, Psychostimulans mit entaktogener
und empatischer Wirkung
- Einzeldosis 1,0... 1,5 mg/kg korpergelricht
- Wirkungsdauer: 4 bis 6 Stunden
Metamphetamin:
- Btm, Psychostimulans mit stark anregender Wirkung
- Einzeldosis bis zu maximal 50 mg, zumeist um 20 mg bis 30 mg
- Wirkungsdauer: 20 bis 30 Stunden
Paracetamol:
- Analgetikum, Antipyretikum (Schmerz- und Grippemittel)
- Einzeldosis bis zu 500 mg
MDA ist ein Amphetaminderivat (3,4-Methylendioxyamphetamin)
und ist vermutlich toxischer (nervengiftiger) als MDMA, MDE und MBDB. MDA
ist weniger halluzinogen als LSD, jedoch wesentlich stärker als MDMA.
Dafiir ist die empatische und entaktogene Wirkung nicht so ausgeprägt
wie bei MDMA.
Das MDMA-Molekül ist um 1 Kohlenstoffatom und 2 Wasserstoffatome
größer als das MDA-Molekül. MDMA (3,4-Methylendioxymethylamphetamin)
gilt als die beste empatische Droge mit mittlerer entaktogener Wirkung.
Die halluzinogene Wirkung ist sehr schwach aus geprägt, oft überhaupt
nicht wahrnehmbar.
Das MDE-Molekül ist um 1 Kohlenstoffatom und 2 Wasserstoffatome
größer als das MDMA-Molekül. MDE (3,4-Methylendioxyethylamphetamin)
gilt als weit verbreitete Partydroge und ist anregender als MDMA und hat
keine halluzinogene Wirkung. Die empatische Wirkung ist wesentlich schwächer
als bei MDMA, die entaktogene Wirkung ist jedoch stärker ausgeprägt.
Das MBDB-Molekül ist um 1 Kohlenstoffatom und 2 Wasserstoffatome
größer als das MDE-Molekül. MBDB (N-Methyl-1-(1,3-benzodioxol-5yl)-2-butylamin)
gilt als das stärkste Entaktogen.
Analyse der Untersungsergebnisse
Die Zusammenfassung der Ergebnisse zeigt deutlich, daß ein regelmäßiges
Drug Checking in einer Szene einen deutlichen Einfluß auf die Qualitäten
von auf dem Schwarzmarkt angebotenen Drogen hat. Durch Bekanntmachung des
Auftauchens von unsauberen, speedhaltigen und wirkungslosen Pillen in Bars,
Clubs und Discotheken treten solche (oft gesundheitschädliche und mit
unangenehmen Nebenwirkungen verbundenen) Drogen immer seltener auf.
Von den 71 oben aufgefuhrten Pillenproben enthielten 38 (54%) nur den Wirkstoff
MDMA, 19 (27%) nur den Wirkstoff MDE und 3 (4%) eine Wirkstoffkombination
aus MDMA und MDE. Somit enthielten 85% der Proben MDMA und/oder MDE. Die
durchschnittliche MDMA-Dosierung lag bei 117,8 mg, bei MDE 108,5 mg. Bei
3/4 der MDMA-Proben lag die Dosierung zwischen 110 mg und 130 mg.
MDA, MBDB und die Kombination aus MDMA und MDA tauchten jeweils einmal auf,
2C B ist zweimal in Erscheinung getreten. Nur 6 Proben (8%) enthielten andere
Wirksubstanzen, wobei in keiner Probe ein Giftstoff wie Strychnin oder Rattengift
gefunden wurde. Die oft in den Medien erscheinende Behauptung, Ecstasy-Pillen
enthielten des öfteren solche Beimischungen, konnte nicht bestätigt
werden und scheint in den Bereich der Legenden zu gehören.
Weitere Informationen zum Thema Drug-Checking und zur qualitativen
und quantitativen Analyse von Ecstasypillen können in dem Buch "Vom
Urkult zur Kultur - Drogen und Techno" von Hans Cousto (Nachtschatten
Verlag, SFr./DM 39.--) nachgelesen werden.
E V E & R A V E e.V. Berlin
Verein zur Förderung der Party- und Technokultur und Minderung der
Drogenproblematik
PSF5, 10039 Berlin
E V E & R A V E Schweiz, Ritter Quai 2-4, CH-4502 Solothurn, Fon: 065
- 23 64 44, Fax: 22 03 50
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